Thema Bambuslexikon

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Hitze- und Trockenstress bei Fargsia Bambussen

1. Die Gattung Fargesia gehört zu den horstbildenden Bambussen, die vorwiegend in den kühlen Bergregionen Chinas beheimatet sind. Viele der in Europa verbreiteten modernen Fargesia Arten stammen aus Kreuzungen und/oder Selektionen der Arten Fargesia nitida und Fargesia murielae. Diese Arten zeichnen sich durch ihre hohe Winterhärte und gute Eignung als Heckenpflanzen aus – weisen jedoch eine Gemeinsamkeit auf: das Einrollen der Blätter bei Hitze, direkter Sonneneinstrahlung und Frost.

2. Wann und warum rollen sich Fargesia-Blätter ein?

Das Einrollen der Blätter ist eine typische Schutzreaktion der Pflanze auf Umweltstress, insbesondere auf:

- Direkte Sonneneinstrahlung (Hitze)

- Frost

Ziel dieser Reaktion ist es, die Verdunstung über die Blattoberfläche zu minimieren. Durch das Einrollen wird die dem Sonnenlicht oder der kalten Luft ausgesetzte Fläche reduziert, wodurch der Wasserverlust kontrolliert und reduziert wird.

Bei Frost schützt sich die Pflanze vor sogenannter Frosttrocknis, die entstehen kann, wenn Wasser im Boden gefroren und für die Wurzeln nicht mehr verfügbar ist.

Bei Hitze und starker Sonneneinstrahlung senkt das Einrollen die Verdunstung von Wasser über die Blätter und hilft der Pflanze, Trockenstress zu überstehen.

3. Ein wichtiges Signal – gerade im Klimawandel

In Zeiten des Klimawandels, mit häufigeren Hitzeperioden, intensiver Sonneneinstrahlung und zunehmender Wetterextreme, tritt das Einrollen bei Fargesien immer häufiger auf – auch an Standorten, die früher unproblematisch waren.

Das Wissen um dieses Verhalten ist entscheidend für die richtige Pflege:
Eingerollte Blätter bedeuten nicht, dass die Pflanze vertrocknet oder abgestorben ist, sondern kann zeigen, dass sie aktiv versucht, sich vor Wasserverlust zu schützen.

4. Dünne Blätter rollen schneller – wer ist betroffen?

Am stärksten betroffen sind alle Kreuzungen aus Fargesia nitida und Fargesia murielae – also die meisten im Handel erhältlichen Fargesien. Diese Sorten besitzen dünne, lanzettliche Blätter, die sehr schnell auf Sonnen- oder Frosteinwirkung reagieren.

Das Einrollen tritt oft schon bei:

Temperaturen unter –5°C (Frost)

Temperaturen über 25°C bei direkter Sonne (Hitze)

Visuell wirkt die Pflanze dann häufig, als sei sie dehydriert oder vertrocknet, obwohl sie biologisch völlig intakt ist.

5. Die Ausnahme: Fargesia robusta und ihre Sorten

Im Gegensatz dazu besitzen Fargesia robusta und deren Arten und Fargesia rufa fleischigere, stabilere und dickere Blätter mit höherem Wassergehalt. Diese Pflanzen reagieren wesentlich später oder gar nicht sichtbar auf Frost oder Hitze. Das Einrollen tritt hier erst bei echter Trockenheit ein – also dann, wenn die Pflanze tatsächlich an Wassermangel leidet.

Folgende Sorten zählen zu dieser robusten Gruppe:

Fargesia robusta 'Campbell'
Beliebt als immergrüne Hecke, mit hellen Halmscheiden und aufrechtem Wuchs.

Fargesia robusta 'Robusta'
Die Ursprungsform mit klassischem Erscheinungsbild.

Fargesia robusta 'Wolong'
In zwei Herkünften erhältlich, unterschiedlich in Blattbreite und Frostresistenz.

Fargesia robusta 'Red Sheaths'
Auffallend durch rot getönte Halmscheiden bei Neuaustrieb.

Fargesia rufa
Die Ursprungsform mit klassischem Erscheinungsbild. Durch ihre robustere Blattstruktur sind diese Sorten besonders für sonnige, heiße oder windoffene Standorte geeignet – auch im Hinblick auf den Klimawandel.

Diese oben aufgeführten Bambus Arten werden bei Bambus-Leipzig handvermehrt.

Fargesia robusta 'Pingwu' (nicht empfohlen)
Eine in-vitro-vermehrte Selektion, die genetisch instabil ist und geringere Vitalität zeigt.

6. Fazit

Das Einrollen der Blätter bei Fargesia-Bambussen ist ein natürlicher, reversibler Selbstschutzmechanismus, um Verdunstung zu reduzieren und den Wasserhaushalt zu stabilisieren.

Während die meisten Fargesien (v. a. nitida- und murielae-Kreuzungen) bereits bei moderatem Frost oder Sonneneinstrahlung sichtbar reagieren, zeigen Fargesia robusta arten dieses Verhalten erst bei echter Trockenstress-Gefahr.

Für Gärtner, Planer und Bambusliebhaber ist dieses Wissen entscheidend, um zwischen Schutzreaktion und tatsächlichem Schaden unterscheiden zu können – und den richtigen Bambus für den jeweiligen Standort zu wählen.